Krieg, Unsicherheit und Inflation

Die Zuversicht war groß, dass sich die Wirtschaft im Jahr 2022 von den Auswirkungen der Pandemie erholen und zu alter Stärke zurückfinden würde. Der russische Überfall auf die Ukraine machte die Hoffnung zunichte. Die Ereignisse überschlugen sich: die Schlacht um Kiew, Massenflucht, weltweite Protestkundgebungen und Hilfsaktionen, Sanktionen gegen Russland und ausbleibende Gaslieferungen.

Auswirkungen, die jeden von uns treffen. Hamsterten wir zuvor Hefe und Toilettenpapier, so wurde nun das Speiseöl knapp und die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen enorm. Eine Energiekrise von historischem Ausmaß trieb die Inflation in die Höhe, schmälerte die Kaufkraft und schwächte die globale Wirtschaft massiv. Um der Geldentwertung entgegenzuwirken und Verbraucher zu entlasten, erhöhte die EZB erstmals seit 2016 den Leitzins.

Wir unterstützen Menschen in der Region

Auch in Mittelhessen waren die Auswirkungen für jedermann zu spüren. Die rasant steigenden Lebenshaltungskosten, hohe Benzinpreise und explodierende Energiekosten führten dazu, dass den Verbrauchern weniger Geld zur Verfügung stand. Dies zeigte sich auch in der privaten Baufinanzierung. Hohe Immobilienpreise, gestiegene Zinsen und teils unkalkulierbare Kosten für Handwerker und Rohstoffe sorgten teilweise für finanzielle Engpässe beim Bedienen der Kreditraten.

v.l. Bürohund Buddy, Verena Waldschmidt, Sven Werner

Bereichsleiterin Verena Waldschmidt, die das Privatkundengeschäft verantwortet, hat jedoch gemeinsam mit ihren Kollegen Lösungen gefunden, um konkrete Hilfe zu leisten. Die gebürtige Heuchelheimerin ist seit ihrer Ausbildung bei der Volksbank Mittelhessen beschäftigt und seitdem in der Beratung tätig. Sie weiß, wo unseren Kunden der Schuh drückt und sucht den Dialog mit Vertretern und Mitgliedern.

Seit Beginn des Jahres 2022 führt die junge Frau die meisten Mitarbeiter des Unternehmens: ein Team von 470 Kollegen, die unsere Privatkunden in den Filialen, aber auch telefonisch und per Videoberatung betreuen. Einer von ihnen ist Frank Bernhardt aus Dautphetal, der ebenfalls schon seit 31 Jahren in der Privatkundenberatung tätig ist. Aufgrund einer Erkrankung ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Das speziell für seine Belange eingerichtete barrierefreie Büro befindet sich in der Filiale im Schiffenberger Weg in Gießen. Ehrenamtlich steht Frank als Schwerbehindertenvertreter betroffenen Kollegen zur Seite und stellt sicher, dass auch ihre Belange berücksichtigt werden, so dass einer Integration in das Volksbank-Team nichts im Wege steht.

„Mir ist es besonders wichtig, unseren Kunden mit konkreten Maßnahmen spürbare Entlastung zu verschaffen, ihnen Sorgen und Existenzängste zu nehmen. Hierfür haben wir viele persönliche Gespräche mit Kunden und Vertretern geführt“, erzählt Verena Waldschmidt. Die Ergebnisse wurden zusammengetragen. Das Team entwickelte daraus gemeinsam ein Sonderprogramm für Kreditnehmer, die von den aktuellen Veränderungen besonders betroffen waren. Sie konnten die Tilgung aussetzen. Die Laufzeit des Vertrags wurde entsprechend verlängert. Bei Neuabschlüssen von Darlehen wurde den Kreditnehmern ein zusätzliches Finanzierungspolster von 50.000 Euro eingeräumt, auf das sie zurückgreifen konnten, falls die Ausgaben höher ausfielen als geplant. Auf die Berechnung einer zusätzlichen Bearbeitungsgebühr verzichtete die Volksbank Mittelhessen. So wurde vielen Menschen schnell und unkompliziert geholfen.

„Nicht jeder Kreditanfrage können wir entsprechen. Als große Bank mit einem starken Verbund können wir nahezu jede Finanzierung stemmen. Aber es gehört zu unserem Selbstverständnis, jeden Einzelfall zu prüfen. Ist der Preis für die Wunschimmobilie angemessen? Welche monatliche Belastung kann unser Kunde aufbringen, ohne dass durch unvorhersehbare Ereignisse das Lebenskonzept ins Wanken gerät und aus dem Traum ein Albtraum wird?“, erklärt die Bereichsleiterin. Wie gut und wichtig eine so individuelle und kritische Prüfung ist, hat sich insbesondere im Jahr 2022 bewiesen – es war der richtige Weg für Kunden und Bank.

v.l. Oliver Heinz, Anton Schnabel, Frank Bernhardt, Ulrike Lutz, Marion Löhr

Auch an die Sparer wurde gedacht. „Kunden, die Sparpläne oder Geldanlagen bei der Union Investment abgeschlossen haben, profitieren nicht nur von den Entwicklungen am Aktienmarkt, sondern wurden zudem mit einer Prämie belohnt, die als Zuschuss zur Nebenkostenabrechnung ausgezahlt wird. Das kam bei vielen Kunden sehr gut an“, berichtet Frank Bernhardt. Genutzt wurde dieses Angebot auch gerne von Eltern und Großeltern, die mit monatlichen Raten ab 25 Euro für ihre Kinder langfristig vorsorgen wollten.

Auf Anregung der Vertreter wurde zudem die maximale Höhe der Geschäftsanteile für Mitglieder erhöht: Jeder Kunde, der den größten Teil seiner Finanzgeschäfte mit uns abwickelt, kann dadurch bis zu 100 Geschäftsanteile zeichnen. Wer bereits Mitglied ist und die Kriterien erfüllt, kann sein Geschäftsguthaben auf den Gesamtbetrag aufstocken. „So können unsere Mitglieder, die die Genossenschaft tragen, noch mehr am Erfolg des Unternehmens teilhaben. 5,5 Prozent Dividende haben wir im Jahr 2022 an unsere Teilhaber ausgezahlt“, erklärt Verena Waldschmidt.